Das Auditive

   "Music is sounds, sounds around us whether we’re in or out of concert halls." (John Cage)

SOUNDWALKS


Die erste Station unseres Projektes war ein sogenannter Soundwalk. Ein Soundwalk ist, wie der Name schon sagt, ein Spaziergang durch Klänge. Diese Art der Betrachtung der auditiven Umwelt wurde 1970 von den kanadischen Komponisten Raymond Murray Schafer als Begriff getauft, und wird seitdem in unzähligen Werken aufgegriffen. Die Anleitung auf seinem Buch "The Tuning of the World" lautet: eine Gruppe von Menschen erschließ sich rein auditiv einer bestimmten Wegstrecke. Dabei sollen möglichst wenige Geräusche erzeugt werden.1
Wir gingen durch das Schulgelände und spitzten unsere Ohren. Plötzlich nahmen wir Klänge wahr, die uns jeden Tag meistens unbemerkt umgeben. Die Ausgangstür zur Schulgebäude, die Blätter der Bäume, die S-Bahn Station: eine reiche Welt an unterschiedlichen Klangfarben und rhythmischen Muster eröffnete sich.
Um es hinterher näher analysieren und auch als akustisches Material für eine weitere Bearbeitung verwenden zu können, haben wir die Spaziergänge mit Aufnahmegeräte aufgezeichnet. Hier ein Beispiel (am besten mit Kopfhörer):



Nach den Spaziergängen haben wir in der Klasse besprochen, was wir alles gehört haben.


DAS ZUHÖREN ZUHÖREN


Wie gesagt, unsere Soundwalks haben wir aufgenommen (mit den Handy Recorders Zoom H4 und H1). Nächster Schritt des Projektes war es, sich die Aufnahmen anzuhören, um genauer wahrzunehmen, was wir einmal gehört haben.
Murray Schafer schlägt für diese Übung Fragen vor:
Welches waren der lauteste, der leiseste, der einprägsamste, der schönste und der hässlichste Klang, dem du unterwegs begegnet bist?
Welche Klänge kamen von oben, welche von weit her, welcher hatte den höchsten Ton, welche Klänge hatten einen Rhythmus?
Nenne einen Klang, den du vermisst hast und gerne gehört hättest.2
Diese Fragen halfen uns dabei, aus unserem Hörspaziergang musikalische Sinneinheiten, musikalische Elemente herauszusuchen, die wir in einem nächsten Schritt als klangliche Bausteine für unsere Komposition verwenden könnten.


AUDACITY 







Um Sounds schneiden zu können haben wir die Audioschnitt-Software Audacity näher kennengelernt. Die ist nämlich nicht nur gratis, sondern auch Open Source, d.h. wer sich damit richtig auskennt kann die Software verändern wie er/sie will, neue Funktionen einbauen, etc. Wir blieben aber auf der Anwender-Ebene und haben mit Audacity aus den Aufnahmen Sounds ausgeschnitten, die potenzial hatten, weiter verarbeitet zu werden. Weiter verarbeiten heißt, unter Prozesse wie z.B. Wiederholung, Verlängerung und Überlagerung diese musikalische Einheiten zusammenzustellen, nach unserem Gefühl, mit Hilfe des Computers.



Hier sind ein paar Klangkollagen / Elektroakustische Kompositionen die aus dieser Beschäftigung entstanden sind. Wenn ihr euch schon mal die Soundscapes gehört habt, werdet ihr ab und zu Elemente wiedererkennen. Manche Sounds sind aber stark durch elektronische Prozesse verändert, sodass man nicht mehr sagen kann, ob eine Tür oder Wasser als Originalsound verwendet wurde. 
Der Zusammenhang ist jetzt auf jeden Fall ein anderer: statt einer natürlichen Darstellung des Sounds wird die Reihenfolge, oder besser gesagt, das Verhältnis von jedem Sound zu der Gesamtstruktur von uns bestimmt. Hier unsere erste Kompositionen.


 

KLANGEXPERIMENTE

 Nachdem wir die Bildsequenzen fertig geschnitten haben mußten wir Klänge suchen, um den endgültigen Film zu vertonen. Dabei galt alles: musikalische Instrumente traditionell spielen und Motive komponieren, nicht so traditionelle spielweise auf Instrumenten auszuprobieren, Geräusche erzeugen und aufnehmen.
Hier sind ein paar Aufnahmen und Experimenten zu den Filmen Baustelle und Sonnenkreislauf. Diese Klänge und Motive werden im Schnitt mit Final Cut zu den Bildern angepasst, manchmal auch verändert. Wir sind gespannt auf was am Ende rauskommt.












1 Roszak, Stefan: Am Anfang war das Ohr, Zeitschrift Ästhetische Bildung, JG.1, 2009, Nr.2,  S. 4

 2 Schafer: The Tuning of the World. S. 212 f.

 

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